Biodiversität in Hessen
Für uns und nachfolgende Generationen
Lebensraum Streuobstwiese
Lebensraum Streuobstwiese
Streuobstwiesen sind eines der artenreichsten Biotope Deutschlands und ein wichtiger Bestandteil für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt. Auf Ihnen leben bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten. Den größten Teil der dort lebenden Tierarten nehmen Insekten wie Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge oder Käfer ein. Durch ihr Totholzreichtum und die darin befindlichen Höhlen finden hier eine Vielzahl von Vogelarten und Säugetieren Unterschlupft.

Charakteristisch für Deutschlands Streuobstwiesen ist der Steinkauz. Aber auch andere Tierarten wie der Gartenschläfer, Fledermäuse, der Wiedehopf, der Wendehals, der Grünspecht sowie der Gartenrotschwanz finden hier ihr Zuhause. Fast alle diese Tierarten sind stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht und stehen auf der Hessen-Liste, d.h. für deren Erhaltung hat Hessen eine besondere Verantwortung .
Mit ihrer traditionellen Bewirtschaftungsweise sind Streuobstwiesen ein Teil unserer Landeskultur. Für Hessen ist das Streuobst zudem ein bedeutsames Kulturgut, denn aus ihm wird unser weit bekannter „Äppelwoi“ - zu gut Deutsch Apfelwein - gewonnen. Die Streuobstwiesen verdienen ihren Namen aufgrund der unregelmäßigen Anordnung und Zusammensetzung der Baumbestände. Die Bäume stehen im wahrsten Sinne meist „verstreut“ in der Landschaft, anders als bei üblichen, kommerziellen Obstplantagen.
Leider ist der Streuobstbestand in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen!
Heute gibt es im Vergleich zu vor 20 Jahren rund 20 Prozent weniger Streuobstwiesen in Deutschland. Grund dafür sind häufig Flächenversiegelungen oder schlicht weg die unregelmäßige oder ganz fehlende Bewirtschaftung. Streuobstwiesen sind auf die permanente Pflege durch den Menschen angewiesen – hierzu zählt beispielsweise der regelmäßige Baumschnitt. Ebenso dient eine regelmäßige Mahd oder die Beweidung mit Nutztieren (beides i.d.R. 2 Mal im Jahr) dem Erhalt von Wiesen und Weiden, auf welchen dann eine ausgewogene Mischung aus Gräsern und Kräutern wächst. Ohne den Menschen können Streuobstwiesen weder entstehen, noch dauerhaft erhalten bleiben. Sie verbuschen, überaltern, verlieren an Struktur und Lebensraumqualität; unter Umständen sterben sie sogar ab.
Streuobstbestände unterliegen nach §13 Abs. 1 Nr. 2 des Hessischen Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) dem gesetzlichen Schutz.
Das Agrarumweltprogramm HALM (Hessisches Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen) fördert beispielsweise die Pflege von Streuobstbeständen und den Erhalt durch Nachpflanzungen.
Was kann ich selbst tun?
Jede und jeder kann zum Erhalt der Streuobstwiesen beitragen. Das Streuobstfaltblatt des BUND listet dazu beispielhaft auf:
- Erhalten Sie die Obstbäume auf Ihrem Grundstück! Schnittkurse sowie Tipps zu Pflege und Ernte werden vielerorts z. B. vom BUND oder Obst- und Gartenbauvereinen angeboten.
- Pflanzen Sie einen Obstbaum in Ihrem Garten! Eine Liste regionaltypischer Sorten und Bezugsmöglichkeiten gibt es z. B. beim Pomologen-Verein e. V. – Landesgruppe Hessen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeinde nach Fördermitteln.
- Kaufen Sie einheimisches Streuobst sowie Säfte und fragen Sie in Geschäften bewusst nach einem entsprechenden Angebot!
- Erleben Sie Streuobstwiesen! Wandern, Radfahren, Führungen, Kinderanimationen u. v. m. sind möglich.
- Werden Sie Baumpate! Gegen Übernahme der Pflege oder ein geringes Entgelt steht Ihnen vielerorts die Ernte eines Obstbaumes zur Verfügung.
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben.
Pflanzen auch Sie Streuobst auf Ihrem Acker - wie beispielsweise Ihr Lieblingsobst - sei es nun Apfel, Birne, Quitte oder Kirsche. So leisten Sie einen kleinen aber wichtigen Beitrag für die Biologische Vielfalt. Eine Vielzahl von Tieren als auch unsere nachfolgenden Generationen werden es Ihnen danken.